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Bernhard
Peter
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Photos schöner alter Wappen Nr. 3217
Kulmbach (Landkreis Kulmbach, Oberfranken)
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ehemalige markgräfliche Kanzlei
Bei diesem Gebäude am Ende der Oberen Stadt (Nr. 33) unweit der Petri-Kirche handelt es sich um die ehemalige markgräfliche Kanzlei. Eine zur Kirche hinaufführende Freitreppe wird linkerhand von zwei mächtigen Baukörpern flankiert. Kirche und Kanzlei bilden quasi ein Paar, Verwaltung der himmlischen Herrschaft hier und Verwaltung der weltlichen Herrschaft dort. Das Hauptgebäude, ein Traufseit-Eckbau, ist zweistöckig auf einem massiven, fensterlosen Sockelgeschoß, in das ein gewölbter Rundbogeneingang führt und das für den Geländeausgleich an der steil ansteigenden Straße sorgt. 1553 wurden die alten Gebäude zerstört und 1561-1563 durch Caspar Vischer (um 1510-1579), Baumeister auf der Plassenburg, neu errichtet. Bis zur Auflösung der Residenz im Jahr 1642 hatte hier die markgräfliche Staatsverwaltung ihren Sitz.

Markgraf Christian von Brandenburg-Bayreuth (30.1.1581-30.5.1655) verlegte die Regierung 1603/4 nach Bayreuth, und seitdem nutzte man die Räumlichkeiten nur sporadisch. Ab 1655 residierte Georg Albrecht Markgraf von Brandenburg-Bayreuth-Kulmbach in der Kanzlei, als er bis 1662 für den unmündigen Christian Ernst Markgraf von Brandenburg-Bayreuth (6.8.1644-10.12.1712), seinen Neffen, die Regierungsgeschäfte führte. Zeitweise stand die Kanzlei aber einfach leer, und schließlich wurde sie für das Archiv genutzt. 1662-1663 erfolgte ein Umbau durch den Baumeister Sigmund Andreas Schwenter (1606-1674). 1701 quartierte man hier eine Person ein, die man aus Bayreuth fernhalten wollte, den geistesschwachen Prinz Carl August Markgraf von Brandenburg-Kulmbach (28.3.1663-26.3.1731), Sohn von Georg Albrecht von Brandenburg-Bayreuth-Kulmbach und seiner ersten Frau Marie Elisabeth von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg. 1706 zog hier jemand ein, der vor den eindringenden Schweden fliehen mußte, Christiane Eberhardine Markgräfin von Brandenburg-Bayreuth (29.12.1671-5.9.1727), verheiratet mit Friedrich August I. Kurfürst von Sachsen (1670-1.2.1733, August der Starke), König von Polen und Sachsen. Die Kanzlei war ein hervorragender Zufluchtsort abseits von der Weltbühne. So kam es immer wieder zu sporadischen Nutzungen der ehemaligen Kanzlei.

In der nachmarkgräflichen Zeit diente das Gebäude zunächst nach einem Umbau 1913 mit neuem Anbau als königlich-bayerisches Bezirksamt Kulmbach unter König Ludwig III. (von dieser Zeit zeugt ein verwitterter Wappenstein mit einem von einem Lorbeerkranz umgebenen Bayerische Wappen, an dem man das "K" für "königlich" abzuschlagen versucht hat, so daß noch 5 Punkte verblieben), nach der Abschaffung der Monarchie bis 1967 als Landratsamt. Heute ist nach einem 1973 erfolgten Umbau durch den Immobilienmakler und Baubetreuer Karl-Hermann Jung der Großteil des Gebäudes als Wohnungen und Büros vermietet; außerdem hat die Bewährungshilfe hier ihren Sitz.

Am straßenseitigen zweistöckigen Erker gibt es ein von zwei Greifen gehaltenes Hohenzollern-Stammwappen, silbern-schwarz geviert. Darüber trägt eine Inschriftenkartusche im Stil der Renaissance den Wortlaut: "VON GOTTES GENADEN GEORG FRIDERICH MARGRAVE / ZV BRANDENBVRG ZV STETIN POMMERN DER CASSV/BEN VND WENDEN AVCH IN SCHLESIEN ZV IEGGERN/DORF VND Ze(tera) HERCZOG BVRGGRAVE ZV NVRNBERG VND / FVRST ZV RVG(G)EN 1562". Gemeint ist Georg Friedrich I., der Ältere Markgraf von Brandenburg (5.4.1539-5.5.1603), 1543-1603 Markgraf von Brandenburg-Ansbach und Herzog von Jägerndorf, 1557-1603 Markgraf von Brandenburg-Kulmbach und 1577-1603 Administrator des Herzogtums Preußen.

Zwischen den Fenstern des unteren der beiden Hauptgeschosse ist dieser Wappenstein angebracht, er trägt das markgräflich-brandenburgische Wappen, in Silber ein roter, golden bewehrter Adler mit goldenen Kleestengeln auf den Flügeln, auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken ein schwarzer, mit goldenen Kleestengeln und eigentlich noch mit goldenen gestürzten Lindenblättchen bestreuter (hier nicht aufgelöst) Flug. Dieser Stein erinnert daran, daß die Hohenzollern von Kaiser Sigismund 1415 auf dem Konzil von Konstanz mit dem Gebiet um Berlin herum beliehen worden waren und seitdem den Titel Markgrafen zu Brandenburg führten. Der Stein wurde freilich erst 1562 dort angebracht.
Fast genau gegenüber ist der brandenburgische Adler in korrekten Farben über der Hofeinfahrt zum Prinzessinnenhaus angebracht (Obere Stadt 36, ohne Abb., 1729, "C. S. W. - M. Z. B." = Christiane Sophie Wilhelmine - Markgräfin zu Brandenburg).
Literatur,
Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps:
https://www.google.de/maps/@50.1062635,11.4609005,20z?entry=ttu - https://www.google.de/maps/@50.106255,11.4608618,66m/data=!3m1!1e3?entry=ttu
Hermann Müller: Die ehemalige markgräfliche Kanzlei https://www.markgrafenkultur.de/portfolio-items/kulmbach-markgraefliche-kanzlei/
Liste der Baudenkmäler in Kulmbach: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Baudenkmäler_in_Kulmbach
Georg Friedrich I. von Brandenburg: https://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Friedrich_I._(Brandenburg-Ansbach-Kulmbach)
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