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Bernhard
Peter
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Photos schöner alter Wappen Nr. 3219
Kulmbach (Landkreis Kulmbach, Oberfranken)
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Rathaus Kulmbach
Das Kulmbacher Rathaus (Marktplatz 1) besteht aus zwei Gebäuden, einem spätbarocken Hauptbau mit sehenswerter Schaugiebelfassade und einem neobarocken Anbau von 1889. Der Hauptbau an der Südostecke des Marktplatzes entstand 1752; Auftraggeberin war Markgräfin Wilhelmine, die ehemalige Prinzessin Sophie Friederike Wilhelmine von Preußen (3.7.1709-14.10.1758), Tochter von Friedrich Wilhelm I. König in Preußen (1688-31.5.1740, sog. Soldatenkönig) und Sophia Dorothea Prinzessin von Braunschweig-Lüneburg-Hannover (26.3.1687-28.6.1757). Sie heiratete nach einer nicht zustande gekommenen Heirat nach England am 20.11.1731 in Berlin Friedrich Markgraf von Brandenburg-Bayreuth (10.5.1711-26.2.1763) und wurde am Bayreuther Hof eine Förderin der Künste und Wissenschaften. Sie tat nach anfänglichem Erstaunen über das vergleichsweise bodenständige Leben am Bayreuther Hof alles, um Glanz, Eleganz und Kunst in die Provinz zu bringen.
Deshalb ließ sie auch hier in Kulmbach die Fassade des neuen, von Rats- und Schloßbaumeister Johann Georg Hoffmann anstelle eines 1500-1530 erbauten Vorgängerbaus errichteten Rathauses vom Bayreuther Hofbaumeister Joseph Saint-Pierre (-1754) im Stil des "Bayreuther Rokoko" gestalten. Der Mittelrisalit des weitaus repräsentativeren Neubaus dominiert die Gestaltung mit seinem Balkon und dem Stadtwappen im Dreiecksgiebel. Ganz oben sind zwei Statuen angebracht, Allegorien der Weisheit mit einem Buch und der Gerechtigkeit mit einer Waage, Symbole für kluge und gerechte Leitung der Stadt, die hoffentlich hier stattfindet. Ganz oben befindet sich ein offener achteckiger Dachreiter mit Glocke und geschweifter, verkupferter Haube. Innen gibt es bauzeitliche Stuckarbeiten an den Decken des Ratssaales, gefertigt von Johann Nicolaus Feeg.
Das Rathaus wurde mittlerweile komplett saniert, der historische Teil denkmalgerecht, der spätere Anbau unter Umstrukturierung im Inneren, u. a. durch ein neues unauffälliges, zurückversetztes, geneigtes und mit Bronzelamellen zurückgenommen gestaltetes Dachgeschoß räumlich erweitert. Ein Fassadendetail ist noch interessant: Beiderseits des Zugangs sind die damals relevanten Längenmaße in Eisen eingelassen, links der Kulmbacher Fuß (29 cm) und rechts die Kulmbacher Elle (83 cm).

Das im Dreiecksgiebel des Obergeschosses in der Mittelachse angebrachte Wappen der Stadt Kulmbach ist gespalten, rechts silbern-schwarz geviert, links in Blau ein silberner, gekrönter schreitender Löwe über einem silbernen, gekrönten Adler. Damit spiegelt das Wappen die beiden prägenden Herrschergeschlechter wider, die Hohenzollern und die Andechs-Meranier. Das bald nach Errichtung der Plassenburg entstandene Kulmbach ist eine Gründung der Grafen von Andechs-Plassenberg. 1340 kam Kulmbach über die Grafen von Orlamünde an die Hohenzollern, Burggrafen von Nürnberg. Es gibt erst ab der Mitte des 15. Jh. städtische Siegelabdrücke, die genau diese beiden Motive kombinieren, mit der Zollernvierung rechts und links dem schreitenden silbernen Löwen in blauem Feld aus dem Wappen der Grafen von Andechs und dem silbernen Adler in blauem Feld aus dem Wappen des Herzogtums Meranien. Im Stadtbuch von 1530 gibt es sogar eine farbige Abbildung.
In der Folgezeit kam es zu vielfachen Fehldeutungen, so wurde in einer Abbildung von 1597 die linke Schildhälfte mit einer unbegründeten Teilungslinie versehen. Weiterhin wandelte sich der Löwe zeitweise zu einem hundeähnlichen Wesen mit einem Ring um den Leib und dann zu einer Meerkatze. Auch die Farben wandelten sich im 17.-19. Jh. zur Unkenntlichkeit des Ursprungs, genährt vom Irrglauben, bei den beiden Tieren handele es sich um den Löwen der Burggrafen von Nürnberg und den Adler der Markgrafen von Brandenburg, was definitiv nicht zutrifft. Selbst die Zollernvierung war zwischenzeitlich silbern-blau, weil man sie für Bayern hielt. Und sogar Otto Hupp hielt den Löwen für denjenigen von Orlamünde-Weimar und malte ihn schwarz in Gold. Diese ganzen Irrwege und Fehlinterpretationen fanden erst am 3.6.1922 ein Ende, als man zu der historisch korrekten Tingierung zurückkehrte und dabei blieb. Die Stadtfarben sind Blau, Weiß und Schwarz, wie man an der rechten der drei über dem Balkon gehißten Flaggen sehen kann.
Literatur,
Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps:
https://www.google.de/maps/@50.1067156,11.4584225,20.87z?entry=ttu - https://www.google.de/maps/@50.1067325,11.4584467,44m/data=!3m1!1e3?entry=ttu
Haus der bayerischen Geschichte http://www.hdbg.de/gemeinden2/bayerns-gemeinden_suche-gemeinden-name_a-z.php
Hermann Müller: Das Kulmbacher Rathaus https://www.markgrafenkultur.de/portfolio-items/kulmbach-rathaus/
Das Kulmbacher Rathaus auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Rathaus_(Kulmbach)
August Gebeßler: Stadt und Landkreis Kulmbach (= Bayerische
Kunstdenkmale, Bd. 3), Deutscher Kunstverlag, München 1958,
DNB;451450973, S.28-29.
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